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LUIS ROYO ODER WIE MAN DIE PHANTASIE HINTER EINEM UMSCHLAG VERBIRGT
Es gibt eine Welt, die so fremd ist, da? man sie nicht begreifen kann. Darin geschehen die Dinge in einer monotonen und voraussehbaren Weise. Stadte und Garten, Hute und Berge, Kruge und Taler, Krawatten und Baume, Haare und Flusse - alles, sogar die Brandung des Meeres oder die Kreisbahnen der Planeten, wird auf rationale Weise organisiert und gebaut.
Die Tage vergehen, und die Landschaften breiten sich aus in einem synkopischen Rhythmus oder aber durch gleichma?ige Proportionen. Auch das Leben verlauft gleichformig, bewegt sich von hier nach dort. Fur die Bewohner dieser Welt spiegelt sich die Zeit in einem Kalender wider, der Raum hingegen in einem Atlanten. Um hier weiter dringen zu konnen, benotigt man Uhr und Kompa?.
Obwohl die Form dieser seltsamen Welt rund ist, wie die von allen anderen Planeten, und sich in der Lange, Breite und Hohe ausdehnt, funktioniert das Leben hierin gruppenma?ig, vereinigt zu schmalen und ausgedehnten Korridoren. Die breit angelegte, symmetrische Kontinuitat determiniert die Existenz in Form einer Strecke. Weder geschehen Dinge, noch werden die Personen in ihr erschaffen, marschieren sie doch in einer kompakten und homogenen Aufstellung. Die Art ihrer Fortbewegung ist bestimmt vom Grau des Asphaltes, geleitet durch die auf diesem aufgemalten, fluoriszierenden Signalkorpern. Kongruent hiezu erscheint der Himmel grau in grau, Wolken spenden Leben fur traurige Regentropfen, deren benetzendes Wasser dem Betroffenen selbst das Weinen verleidet. In dieser Welt, in der alles Erscheinen lediglich grau ist, zeigen gerade die leitenden Signalkorper am Grunde des Graus ein wenig Farbe.
Unter solcherart kontrollierten Umstanden leben die Frauen und Manner dieses Planeten in einer bedrohlich wirkenden Eintonigkeit. Um der Gefahr des willenlosen Monotonen entgegenzuwirken und nicht etwa durch ein ungeheures Gahnen vernichtet zu werden, fluchten manche in ihre Arbeit und bauen diese zu ihrem Lebensfundament aus. Andere wieder gedeihen durch ihren Auftrag der Kontrolle des Korridors, den alle durchlaufen mussen. Sie, die Kontrollore, reorganisieren den Durchlaufimpuls, debattieren uber die Vorteile neuer Regelungen und versuchen angemessene Verkehrssysteme zu entwickeln, deren procedere gar oft in Stauungen und blutigen Konfrontationen endet.
Antonio Altarriba